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Der Obus ist ein Nahverkehrssystem, das seine Anfänge bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts hat. Trotz allen technischen Entwicklungen blieb eines immer gleich: Das Verkehrsmittel bezieht seinen Strom aus Trolley-Oberleitungen. Aufgrund des Ölmangels im zweiten Weltkrieg wurde auch für Potsdam ein Obussystem konzipiert, jedoch erst 1949 umgesetzt. Eine aus der Mangelwirtschaft und veränderten Prioritäten resultierende Entwicklung führte dazu, daß in Babelsberg das Obusnetz bereits in den späten 50er Jahren seine weiteste Ausdehnung hatte und dann wieder verkümmerte. Dennoch blieb der Obus bis in die 90er Jahre ein beliebtes Verkehrsmittel, denn bei Strommotoren fällt die Schaltung weg, die damals noch die Fahrgäste von Kraft-Omnibussen durchschüttelte. Die Lärmentwicklung ist deutlich geringer als bei üblichen Bussen. Und wenn ein Obus hält, verbraucht der Motor keinen Krafstoff. Auch Feinstaub und CO2-Ausstoß entsteht nicht, weshalb der Trolleybus laut einer Argus-Studie aus den frühen 90er Jahren nach der Tram zu den umweltfreundlichsten Nahverkehrsmitteln der Stadt gehörte und laut Beschluß der 12. Stadtverordnetenversammlung (Januar 1991) „Vorrang für die öffentlichen Verkehrsmittel als leistungsfähigste und umweltschonendste Art des Stadtverkehrs durch die Entwicklung und die Umsetzung eines Beschleunigungs- und Attraktivitätsprogramms Nahverkehr“ gemeinsam mit der Tram genieße. Dennoch führte die weitere deutliche Vernachlässigung des Potsdamer Obusbetriebes letztendlich zu einer Stillegung von Fuhrpark und Netz, seit 1995 gibt es keinen Obus mehr in Potsdam. Ein modernes Niederflur-Obussystem kann man heute noch in Eberswalde (sogar mit Semesterticket!) benutzen, auch in Städten wie Solingen, Basel etc. ist es noch in Betrieb. Warum also nicht auch wieder in Potsdam? Sollten die Folgen einer verfehlten Verkehrspolitik anfang der 90er Jahre in Potsdam denn endgültig sein? Die Technik ist heute ausgereifter, eine Straßensperrung auf der Trolleystrecke für moderne Niederflur-Obusse mit integrierter Batterie oder Dieselmotor kein Problem. Auf Erfahrungen für den erneuten Betrieb in Potsdam läßt sich zurückgreifen. Durch die Tatsache, daß der Obus neben seiner doch deutlich geringeren Lärmemission und dem fehlenden CO2-Ausstoß mit Strom betrieben wird, dessen Herstellungsform variabel ist, ist langfristig ein völlig umweltfreundlicher Betrieb dieses Verkehrsmittels denkbar. Gerade auf Strecken, die durch Studierende häufig frequentiert werden, wäre diese alternative Nahverkehrslösung wünschenswert. Daher fordert das Ökologiereferat eine Obus-Strecke von Schloß Charlottenhof nach Golm(, in der Hoffnung, daß es dann auch bald eine Netzerweiterung in die Stadt gibt). Die Anfangsinvestitionen sind natürlich durch die in geringerer Auflage produzierten Obusse und die Installation von Oberleitungen höher als der schlichte Erwerb eines Dieselbusses. Wenn man hier die Anfangsinvestitionen aber langfristig umlegt, ist eine Ersparnis gegenüber dem Dieselbus zu erzielen. Warum darauf verzichten?

Für weitere Informationen unter anderem:

http://home.versanet.de/~sbzimmer/c2340f95930f89c01/index.html

http://www.berliner-verkehrsseiten.de/bus/Obus/OPicture/OBild-5/hauptteil_obild-5.html

www.obus-eberswalde.de

www.obus-solingen.de

http://www.obus.info/obus/deutschland/esslingen

http://www.obus.info/obus/deutschland/essen/index.htm

Argus-Auge 4/92

DER BERND Nr. 28

Andreas Kellner  [6. Juni 2006]

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