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» gender/Sexistische Kackscheiße in der Werbung



Nicht nur einige unserer hiesigen Hochschulgruppen verstehen es ihre Werbung so zu verpacken, dass diese den Aufkleber „Sexistsiche Kackscheiße“ verdient hätten.

Die Werbeindustrie versteht ihr handwerk ebenso gut: „Auch deine Frau kann so aussehen: Trink Vodka!“.

Diese und Ähnliche Werbekampagnen haben wir aufgenommen unn zu einer Wanderausstellung zusammengefasst, die ab dem 4.6.2010 am Uni-Standort Babelsberg/Griebnitzsee zu sehen sein wird.

Kackscheiße im Alltag

Tagtäglich sind wir überall aufwendig designten und kostspieligen Werbeträgern ausgesetzt. Dabei nehmen wir oft nur teilweise oder gar nicht war, was in diesen an gesellschaftlichen Werten und Positionen vermittelt wird. Massiv werden wir durch Werbung mit Sexismus, Rassismus, Altersdiskriminierung, Homophobie und Transphobie bombardiert. Die Bilder und Manipulationen wirken oft lange nach und verhaften sich im Gedächtnis.

Mit dieser Ausstellung versuchen wir den Blick für wirkmächtige Themen wie z.B. Heteronormativtät, Ethnizität, Geschlechterverhältnisse- und verständnisse in der Werbung zu sensibilisieren. Wir wollen es nicht weiter unkommentiert hinnehmen, wenn Frauen zu Werbezwecken als Ware und in erniedrigenden Posen dargestellt werden sondern euch dazu anregen, mit uns zusammen Werbesujets aus einem kritischen Blickwickel zu betrachten, zu analysieren und darüber diskutieren.

Kackscheiße in der Hochchulpolitik

Auch Studentische Initiativen werben vermehrt mit sexistischen Bildern und Inhalten und an der Universität finden sich immer häufiger sexistische Werbungen. Ein kritisches Hinterfragen sowohl im akademischen als auch im breiteren gesellschaftlichen Umfeld findet selten statt. Genau aus diesen und noch vielen weiteren Gründen, haben wir uns dazu entschlossen, die Ausstellung zu aktualisieren. Und weil wir im ersten Durchgang auf reges Interesse gestoßen sind und viele Anfragen erhalten haben, wurde die Ausstellung diesmal als Wanderausstellung konzipiert. Die erste Station ist Greifswald, wo „Sexismus in der Werbung“ vom 27.04.2010 bis Anfang Mai gastieren wird. Die eigentliche Vernissage wird auf dem diesjährigen Sommerfestival der Potsdamer Studierendenschaften am 04.06.2010 am Universitätsstandort Babelsberg stattfinden. Danach wandert die Ausstellung nach und nach auf alle Potsdamer Campi und wird später hoffentlich in weiteren Städten verweilen.

Idee, Entstehung und Konzeption der Ausstellung

Seit 2004 wurde im Referat für Geschlechterpolitik der Universität Potsdam Werbung mit sexistischem Inhalt gesammelt – aus Zeitschriften, Zeitungen, Flyern, Postwurfsendungen, etc. – einfach alles was uns in die Hände fiel. Und dabei wurde es uns leicht gemacht – wir mußten nicht lange suchen oder aufwendig recherchieren. Dieses Werbematerial, welches sich mit den wechselnden Referent_innen anhäufte war die Basis. 2006 konnte dann die erste Ausstellung realisiert werden, damals als Doppelausstellung, die neben dem Sexismus in der Werbung auch Anti-Lookism thematisierte.

Die heutige Ausstellung besteht aus 100 ausgewählten Werbesujets, die wir bewußt in nicht allzugroßem Format auf A3-Papieren präsentieren werden. Einigen Werbesujets stellen wir Beschwerden an den deutschen und den österreichischen Werberat zur Seite sowie die Entscheidungen der Werberäte in den jeweiligen Fällen. Zentraler Bestandteil der Ausstellung ist ein aufgebauter Tunnel, welcher inwändig vollständig mit dem gesammelten Werbematerial der vergangenen Jahre beklebt ist. Er steht für die erdrückende Allgegenwärtigkeit von Werbung mit sexistischem Inhalt, der sich kein Mensch entziehen kann. Auch soll der Tunnelblick, in dem wir mit unserer Wahrnehmung oft stecken bleiben dadurch seine Verdeutlichung finden. Dabei ist nebensächlich, um welche Werbung oder welchen Kontext es sich genau handelt. Jede_r von euch wird ähnlich stereotype Bespiele aus den gängigen Printmedien (wiederer-)kennen. Weiter möchten wir eine Wand mit Zeitungsanzeigen aufbauen, auf der ihr Kommentare, Anmerkungen, Anregungen hinterlassen könnt, sodass wir euch nicht einfach ein weiteres Mal Werbung „konsumieren“ lassen, sondern unsere Besucher_innen animieren, sich aktiv in die Gestaltung der Ausstellung einzubringen. Zu den Erfahrungen der letzten Ausstellung gehörte leider auch, das der Tunnel fast täglich mutwilligen Zerstörungen ausgesetzt war. Deshalb haben wir uns diesmal entschieden, eventuelle, von Besucher_innen stammende Veränderungen der Ausstellung zu dokumentieren, um auch diese Feedbacks zu sammeln.

Die Kackscheiße um uns

Während der Arbeit an dieser Ausstellung mussten wir nicht nur einmal ungläubig die Köpfe schütteln oder verharrten in schockiertem Schweigen im Raum oder lachten und weinten gleichzeitig, als Ausdruck unserer Fassungslosigkeit. Fast schon blankes Entsetzen stand uns häufig in die Gesichter geschrieben. Und das Verrückte: der Effekt ließ nicht nach. Jedes mal aufs Neue traf uns Bestürzung und Überraschung, zu welchen Mitteln Werbung greift, um Produkte an die (vornehmlich „männlichen“) Kund_innen zu bringen. Kaum ein Mittel war zu schade, keine Grenzüberschreitung zu primitiv, um die vielen unterschiedlichen angebotenen Waren und Dienstleistungen so effektiv wie möglich in Szene zu setzen. Was überraschte: bei vielen Werbesujets war erst nach mehrmaligem Hinschauen wirklich klar, wofür geworben werden soll. Kein Wunder bei all den Brüsten, Sixpacks und dem Sex der den Betrachter_innen dort geliefert wird.

Aber, wir wollen weder mit erhobenem Zeigefinger belehren noch gezielt eine gewisse Gruppe von Menschen ansprechen. Vielmehr ist unser Ziel unterschiedliche Räume mit der uns wichtigen Problematik zu besetzen.

Allerdings müssen wir auch zugeben, dass uns das ein oder andere Sujet nachdenklich gestimmt hat. Nehmen wir zum Beispiel die Astra-Werbung. Die Biermarke wirbt explizit damit, dass sie „für Männer, Frauen usw.“ gedacht ist. Zu sehen ist eine Trans*Person welche_r sichtlich erstaunt wirkt und sich lasziv über die Lippe streicht. Ist diese Werbung fortschrittlich und fern ab jeglichen Sexismus? Wir finden nicht. Hier werden genauso Stereotype bedient. Sexualität und sexuelle Orientierung werden ironisiert genutzt und bewirken unseres Erachtens keine Auflösung althergebrachter Geschlechternormen. In der Vergangenheit haben sich zusehends Firmen damit gerühmt, dass sie ihre Werbekampagnen nun auch auf homosexuelle Menschen zugeschnitten haben. Leider diente dies meist nur dem Aufpolieren eines angeschlagenen Firmenimages und schwule, lesbische und trans*gender wurden als potentielle Käufer_innenschaft entdeckt und umworben. Auch scheuen noch immer viele Firmen eine homosexuelle und trans*gender Käufer_innenschaft, weil sie fürchten ihr heterosexuelles Kaufpublikum damit zu vergraulen.

Wenn ihr erste Blicke in die Ausstellung werfen wollt, empfehlen wir euch:

sexiststuff.blogsport.eu

Habt ihr Ideen wo die Asstellung unbedingt außerhalb Potsdams noch gezeigt werden sollte? Schreibt uns:

gepo@asta.uni-potsdam.de

oder

akse2006@gmx.de

Der AK Sexismus in der Werbung des Referates für Geschlechterpolitik der Universität Potsdam

Vicky Kindl  [14. Mai 2010]

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