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P R E S S E M I T T E I L U N G
des Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Universität Potsdam

Potsdam, den 30.1.2014

Ausbeutung im Praktikum
Unentgeltliche Pflichtpraktika auch in Landesbehörden an der Tagesordnung

Das SPD-geführte Brandenburger Arbeitsministerium weigert sich, eine generelle Vergütungspflicht für in Studienordnungen aufgeführte Pflichtpraktika einzuführen. Dies gilt auch für die in Landesbehörden absolvierten Pflichtpraktika.

Dies ging aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage des arbeitsmarktpolitischen Sprechers der Linken, Andreas Bernig, hervor. Bezüglich der Situation von studentischen Praktikantinnen in Brandenburg sieht das Landesarbeitsministerium unter der Leitung von Günter Baaske demnach keinen Handlungsbedarf. Darüber hinaus würde laut Baaske eine Vergütungspflicht wohl das Angebot an Praktikumsplätzen in Brandenburg einschränken.

Der AStA der Universität Potsdam kritisiert die Haltung des Ministeriums scharf.

„Die Scheindrohung, Praktikums- oder Arbeitsplätze würden verloren gehen, wird bei jedem Vorstoß für Praktikantinnen- bzw. Arbeitnehmerinnenrechte hervorgekramt.“, meint Juliane Lehmann, AStA-Referentin für Sozialpolitik, dazu. „Die Forderung umfasst ein paar Hundert Euro im Monat, damit in der Zeit des Praktikums der Lebensunterhalt gesichert werden kann. Das ist immer noch weitaus weniger, als regulär Beschäftigte kosten.“

„Pflichtpraktika stellen zweifelsohne eine wertvolle Lerngelegenheit dar. Nichtdestotrotz werden von Studierenden in Praktika mindestens entlastende, meist sogar fachlich qualifizierte Arbeiten erledigt. Diese haben einen Wert und müssen vergütet werden“, ergänzt Lehmanns Mitreferentin Freya Peiler. Zudem fielen während eines Vollzeit-Pflichtpraktikums andere Erwerbsmöglichkeiten weg: „Das muss man sich erst einmal leisten können.“

Laut der 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks sind über 60% der Potsdamer Studierenden erwerbstätig. „Dass durch BAföG und Co. genug für die finanzielle Sicherheit von Studierenden getan sei, ist ein verbreiteter Irrglaube, dem offenbar auch Herr Baaske aufsitzt. Wer kein BAföG bekommt, ist nicht automatisch Kind reicher Eltern“, so Paul Möller, Referent für Hochschulpolitik. Tatsächlich seien die Gründe, warum Studierende wenig oder gar kein BAföG bekommen, vielfältig.

Der AStA betont, dass der Hinweis auf die Unterfinanzierung vieler Studierender nicht mit Bittstellerei zu verwechseln sei. Möller: „Wir fordern lediglich die Mindestvergütung von Arbeitsleistung. Pflichtpraktika sind kein Ehrenamt“.

Lehmann  [30. Januar 2014]

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